Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED): Was sie bedeuten und wie man mit ihnen lebt

31. Juli 2025

Was genau bedeutet CED?

CED ist die Abkürzung für „chronisch entzündliche Darmerkrankung“. Die genauen Ursachen sind bis heute nicht vollständig geklärt. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass eine Kombination aus genetischer Veranlagung, eine Fehlregulation des Immunsystems sowie Umweltfaktoren – darunter Ernährung, Rauchen und verschiedene weitere Umweltfaktoren wie zum Beispiel die Darmflora – eine Rolle spielen. Die Erkrankungen beginnen häufig im jungen Erwachsenenalter, betreffen aber auch Kinder oder ältere Menschen.

Die Beschwerden sind individuell sehr unterschiedlich, häufige Symptome sind jedoch:

  • wiederkehrender Durchfall (häufig mit Blutbeimengungen)
  • Imperativer Stuhldrang
  • Bauchschmerzen und -krämpfe
  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Gewichtsverlust
  • Symptome außerhalb des Darmes wie Gelenkbeschwerden, Augenentzündungen, Hautveränderungen und zahlreiche weitere Symptome

Da die Erkrankung über alle betroffenen Patient:innen gesehen eine nahezu normale Lebenserwartung hat und daher über eine lange Zeit verläuft, sind in der Regel regelmäßige ärztliche Kontrollen und häufig eine lebenslange Therapie wichtig, um Komplikationen vorzubeugen und die Therapie anzupassen.

Welche Erkrankungen gehören zu den CED?

Morbus Crohn kann den gesamten Verdauungstrakt betreffen – vom Mund bis zum After – am häufigsten sind jedoch der letzte Abschnitt des Dünndarms (Ileum) und der Anfang des Dickdarms (Coecum) betroffen. Die Entzündungen können die gesamte Darmwand betreffen, was zu Fisteln oder Engstellen führen kann.

Colitis ulcerosa betrifft dagegen nahezu ausschließlich den Dickdarm (Colon) und beginnt meist im Enddarm. Die Entzündung ist auf die oberste Schicht der Darmschleimhaut beschränkt, verläuft in der Regel kontinuierlich – also ohne gesunde Abschnitte dazwischen.

Beide Erkrankungen können auch außerhalb des Darms Beschwerden verursachen, z. B. an Gelenken, Haut oder Augen. Die Behandlung erfolgt meist medikamentös, in bestimmten Fällen kann eine Operation notwendig werden, dies insbesondere bei Versagen der medikamentösen Therapien oder bei schwerwiegenden Komplikationen wie Darmverschlüsse durch narbige Verengungen des Darmes (Stenosen), komplizierten feste Bildungen und bösartigen Entartungen bis hin zum Darmkrebs. Ziel ist immer, eine möglichst lange beschwerdefreie Phase zu erreichen (Remission). Ziel der Behandlung ist die Unterdrückung der Entzündung durch Normalisierung eines gestörten Immunsystems und dadurch bedingte Heilung der Darmschleimhaut. Heute gibt es viele Therapiemöglichkeiten, die individuell dem Erkrankungsmuster, dem Erkrankungsverlauf und dem individuellen Patienten oder Patientin angepasst werden sollten. Neben konventionellen Therapien zählen hier insbesondere moderne Biologika und Small Molecule Medikamente zum Standard. Obwohl Kortison in der Akuttherapie sehr gut hilft, ist es heute ein vorrangiges Ziel, eine Langzeittherapie mit Kortison zu verhindern.

Was darf man bei CED essen?

Die Ernährung spielt bei CED eine wichtige Rolle – allerdings gibt es keine „CED-Diät“, die für alle Betroffenen gleichermaßen gilt. Was vertragen wird, ist individuell unterschiedlich und kann sich auch je nach Schub- oder Remissionsphase und in Abhängigkeit von begleitenden Nahrungsmittelintoleranzen ändern. Allgemein sinnvoll ist aber eine sogenannte mediterrane Diät. Es sollten nach Möglichkeit möglichst unverarbeitete oder gering verarbeitete Lebensmittel unter Verzicht der zahlreichen Lebensmittelzusatzstoffe wie Emulgatoren verwendet werden. Günstig ist eine Reduktion von Fetten und Proteinen sowie eine Erhöhung von Früchten und Gemüse in der Nahrungszusammenstellung. Wichtig ist insbesondere auch, auf eine Mangelernährung zu achten, wenn auf zu viele relevante Nahrungsbestandteile verzichtet wird. Andererseits haben wir heute aber auch bei Patient:innen mit einer CED mit einer zunehmenden Zahl von übergewichtigen Patient:innen zu kämpfen, wo wir häufig einen ungünstigeren Erkrankungsverlauf und ein schlechteres Therapieansprechen beobachten können. Daher gilt es auch hier wie bei der gesunden Bevölkerung eine Übergewichtigkeit zu verhindern. Bei Kindern und Jugendlichen aber auch Erwachsenen mit großer Therapietreue werden auch spezielle enterale Ernährungstherapien mit Erfolg eingesetzt. Zusätzlich können insbesondere bei stärkeren Darmentzündungen verschiedene Nahrungsmitteltoleranzen, zum Beispiel eine begleitende Laktoseintoleranz entsprechend diätetisch therapiert werden. 

In der akuten Phase (Schub) ist oft eine leicht verdauliche Kost mit ballaststoffarmen Lebensmitteln, gut verträglichen Gemüsearten (z. B. Karotten, Zucchini, Kürbis) und eventuell laktosearmer oder -freier Ernährung nützlich, falls Unverträglichkeiten bestehen. 

In der beschwerdefreien Zeit können die meisten dieser Einschränkungen aufgehoben werden, günstig ist dann die mediterrane Kostform, Verzicht auf stark verarbeitete Lebensmittel und in der Regel mehrere regelmäßige Mahlzeiten. 

Ein ganz wesentlicher Faktor ist der Verzicht auf Tabakrauchen, da insbesondere bei Morbus Crohn das Rauchen den Krankheitsverlauf dramatisch verschlechtert und die Entwicklung von Darmverengungen und Fisteln sowie ein schlechteres Therapieansprechen begünstigt.
 

CED sind chronische, aber heute gut behandelbare Erkrankungen. Wichtig ist aber eine rechtzeitige Diagnose und eine dem entsprechenden Krankheitsstadium angemessene Therapie, die insbesondere auf eine langfristige Einnahme von Kortison-Präparaten verzichten sollte. Trotz der Diagnose führen die meisten Betroffenen ein erfülltes Leben mit normaler Lebenserwartung und überwiegend normaler schulischer, beruflicher und sozialer Entwicklung. Auch eine normale Familienplanung ist in den meisten Fällen möglich. Wichtig ist: Man ist mit CED nicht allein – und Sichtbarkeit ist der erste Schritt zu mehr Verständnis.

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